Dieu seul me voit

Dienstag, 2.5.2000 20:00 Audimax
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Albert Jeanjean, jung und etwas tollpatschig, ein Versailler "Woody Allen", versteht sich weder privat noch politisch einzuordnen. Immer, wenn es um Sex geht oder eine erotische Stimmung in der Luft liegt, verspürt er den unbändigen Zwang zum Würgen. Zur Verwunderung seiner männlichen Zeitgenossen schaut er sich im Fernsehen lieber Affen als Fußball an und hat im Gegensatz zu seinen Freunden keine dezidierte Meinung über Kuba - bei seinen politischen Ansichten zögert er genauso wie vor einer Speisekarte im Restaurant. Die Frauen jedoch scheinen seinem Charme und seiner Hilflosigkeit zu erliegen - und so driftet er unentschlossen zwischen der Krankenschwester Sophie, der Journalistin Anna und der Polizistin Corinne, bis er auf einer Demonstration schmerzlich zu spüren bekommt, daß keine Entscheidung eben auch eine Entscheidung ist. Wie "Das Leben ist eine Baustelle" folgt "Dieu seul me voit" mit spürbarer Sympathie den Versuchen seines Protagonisten, bei allen persönlichen Marotten und Ungereimtheiten die Desorientierung zumindest im Privaten zu überwinden, der Unübersichtlichkeit und Unbeständigkeit im sozialen Miteinander zu trotzen. Eine verzaubernde Beziehungskomödie vor dem Hintergrund des Verlusts (linker) politischer Ideale, voller Ironie, doch ohne Spott.

ESOC

CZ