Der Dritte Mann

Donnerstag, 30.1.2003 20:00 Audimax
0:00 Der Dritte Mann

Im Wien der Nachkriegszeit möchte der amerikanische Schriftsteller Holly Martins seinen Freund Harry Lime besuchen, muss jedoch erfahren, dass dieser vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben kam. Die Behörden interessieren sich nicht sonderlich für die Umstände des Todes, da Harry eine große Nummer in der Unterwelt gewesen sein soll, und sie froh sind, ihn endlich los zu sein. Holly kann das alles nicht glauben und beginnt selbst nachzuforschen. Bald erfährt er von einem geheimnisvollen dritten Mann, der während des Unfalls gesehen wurde, und all die üblen Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen.
In wunderbare Schwarzweißbilder des zerstörten Wien gehüllt und begleitet durch die weltberühmte Zither-Musik von Anton Karas, mit dessen Verpflichtung Carol Reed seinerseits ein echtes Wagnis einging, wird dem Zuschauer die packende Story dieses düsteren Thrillers präsentiert. Die hochkarätige Besetzung trägt ihr Übriges dazu bei, aus dem Film von Carol Reeds einleitendem Kommentar bis zum Showdown in den Kanälen Wiens einen unsterblichen Klassiker zu machen.

"Bereits bei seiner Aufführung im Jahr 1949 wurde Carol Reeds Film als Meisterwerk gefeiert. In genialer Weise ist er gleichzeitig Thriller, Melodram, Zeitdokument und optischer Hochgenuss." (Cinema)

CZ


Programminformation Ferienprogramm Herbst 1967:

Der Schauplatz des Films ist die Stadt Wien im Jahre 1948. Der junge amerikanische Schriftsteller Holly Martins (Cotton) kommt nach Wien, um seinen alten Freund Harry Lime (Welles) zu suchen, von dem er lange Zeit nichts mehr gehört hat. Er erfährt, daß Harry einem Unfall zum Opfer gefallen sei. Auf dem Friedhof trifft er Harry‘s ehemalige Freundin Anna und den Chef der brit. Militärpolizei‚ der ihn auszuhorchen versucht. Martin bleibt in Wien, um den Tod seines Freundes aufzuklären. Er kommt mit zwielichtigen Gestalten, Bekannten seines Freundes, zusammen, die ihm unglaubwürdige Berichte über Limes Tod auftischen. Ein Portier, der einen Augenzeugenbericht über den Unfall gab, wird ermordet; fast fällt selbst Martin einem Anschlag zum Opfer. Aus dem Wirrwarr der Aussagen und der Geschehnisse ergibt sich endlich, daß Harry Lime noch lebt, daß er Penicillin-Schmuggler ist. Erst nach einer groß angelegten Verfolgungsjagd in den Wiener Kanalisationsanlagen gelingt es, ihn zu fassen.

Nach einem Drehbuch von Graham Greene verfilmt bietet ”Der Dritte Mann” ein faszinierendes Bild von der Situation des in vier Zonen geteilten Wien. Der Stoff gibt den Rahmen für ein Panorama der Nachkriegsgesellschaft dieser Stadt, das von Carol Leed mit unvergleichlicher Intensität ins Filmische übersetzt wurde, wobei es ihm darum ging, einen Eindruck von der Wirklichkeit zu geben. Dabei bediente er sich nicht des dokumentarischen Realismus, vielmehr gab er eine komprimierte Vision des Realen. Reed sagt dazu: ”Erst die künstlerische Komponente, die die Wirklichkeit sieht, macht die Realität bedeutend, schafft das Kunstwerk.” Reed hat die Grenzen der reinen Reportage erkannt, ohne darauf zu verzichten, Menschen und Milieu mit unbestechlicher Nüchternheit zu sehen. Um eine literarische und poetische Überhöhung zu erreichen bedient sich der Regisseur einer eigenwilligen Kamera (Krasker) und eindringlicher Symbolsprache. Dieser Film ist das Glückliche Ergebnis einer Zusammenarbeit von Graham Greene und Carol Reed, zweier Künstler, die sich in bestimmenden Zügen ähneln: in ihrer Vorliebe für Situationen, die den Zuschauer zur Stellungnahme zwingen, für Halb-Helden, Ausgestoßene, sowie ihrer gemeinsamen Meisterschaft bei der Schaffung einer dichten Atmosphäre.