Babel

Dienstag, 16.10.2007 20:00 Audimax
0:00 Babel

BABEL ist kein Monumentalfilm, wie der Titel vermuten lassen könnte. Er zeigt uns großartige Bilder und gewaltige Landschaftspanoramen, aber er ist nicht historisch. Es geht ums hier und jetzt und nicht um große symbolische aber unpersönliche Vorhaben, wie es ein Turmbau wäre. Vielmehr gerade um den Zusammenhang, der sich ergeben kann zwischen ganz konkreten alltäglichen Details, zeitlos exemplarischen menschlichen Beziehungen und ganz aktuellen und dennoch scheinbar so abstrakten Gebilden wie politischen Verhältnissen.
Kausalität und Zufall, Absicht und Dummheit, Angst und Tapferkeit, Wunsch und Verlust, Enttäuschung und Liebe machen eben weder vor sozialen noch nationalen Grenzen halt.

Zwei marokkanische Brüder sollen ihre Ziegenherde im kargen Bergland vor den Kojoten schützen. Beim gelangweilt angeberischen Spiel mit dem vom Vater extra dafür beschafften Gewehr löst sich ein Schuss und die verirrte Kugel trifft wie aus dem Nichts kommend eine Amerikanerin in einem Reisebus voller fortan hypernervöser westlicher Touristen. Und als der Ehemann der Schwerverletzten fieberhaft nach Hilfe für sie sucht, ruft er verzweifelt und hektisch seine Botschaft an, woraufhin Nachrichtenagenturen Spekulationen über einen „Anschlag“ verbreiten, während das mexikanische Kindermädchen daheim in L.A. wegen der ungeplant ausbleibenden Rückkehr der Eltern, sich notgedrungen entschließt die Kleinen zur Hochzeit ihres eigenen Sohnes nach Mexico mitzunehmen. Die marokkanische Polizei stößt derweil auf Grund der Kugel auf eine amerikanische Winchester, eingetragen auf einen japanischen Hobbyjäger im Besitz eines ahnungslosen Bergbauern, den die ganze Welt und sie selbst mittlerweile für einen gefährlichen Extremisten hält, während seine Söhne wiederum nicht zu ermessen vermögen, was sie da ausgelöst haben.
Nach AMORES PERROS und 21 GRAMM traut der Regisseur sich und uns noch mehr zu, behält die Fäden seiner weit auseinander liegenden Handlungen und Schauplätze souverän in der Hand und überzeugt wiederum auf allen Gebieten filmischer Gestaltung mit einer ungebremst wuchtigen Wirkung auf den Zuschauer.


“Babel ist emotional aufpeitschend, handwerklich von atemberaubender Virtuosität, großartig gespielt und in einigen Momenten sogar von überraschender Poesie.” (epd Film)

„...das Verlassen ausgetretener Pfade und das unverkennbare Ringen um eine filmische Gestalt, die die Universalität der allen seinen Figuren gemeinsamen existenziellen Einsamkeit spürbar macht, verdienen Bewunderung.“ (filmdienst)

„Iñárritu gehört zu den vielversprechendsten jungen Filmemachern es internationalen Kinos. Seine Filme strotzen vor Kraft und ungestümer Lust am Kino. Er kann hervorragend mit Schauspielern umgehen und mit seinen episodischen, verschachtelten Storykonstruktionen beweist er eine erfrischende Unbekümmertheit im Umgang mit erzählerischen Konventionen.” (epd Film)

„Die Bilder und Szenen des Films sind von überwältigender Authentizität.“ (filmdienst)

“Der Film erzählt nicht nur faszinierende Geschichten, er ist auch ein großartiges Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber Andersdenkenden.” (Brad Pitt)

MS