Das Schloss im Spinnwebwald

Donnerstag, 4.11.1993 20:00 Audimax
20:00 Das Schloss im Spinnwebwald

Programmheft WS 1993/1994:

Nebel, Wind, Regen, ein Schloß, ein Wald, Fürsten und Krieger, ein Mann und eine Frau, Schwarz und Weiß, eine Welt aus Angst und Verrat.

Die Geschichte von Shakespeares „Macbeth“ ins Japan des 17. Jahrhunderts übertragen: Ein herrschsüchtiger Fürst wird zum Intriganten und Mörder und erringt nach blutigen Fehden die Macht, scheitert jedoch an seinem maßlosen Ehrgeiz.

Formal brillant, gedanklich radikal und mit schonungslosem Blick auf die fatale Abhängigkeit von politischen Herrschaftsmechanismen entfaltet Akira Kurosawa ein Samurai-Epos von überwältigender visueller Kraft.


Programmheft SoSe 1989:

Dieser Film stellt die mit Abstand beste "Macbeth"-Bearbeitung dar ! — Kurosawa , der bekannteste japanische Regisseur, transponierte das bekannte Thema in die mittelalterliche japanische Welt und macht aus Macbeth und Banquo zwei Festungskomandanten...

Ein Film, der durch selten schöne, kühne und ästhetische Bilder überzeugt !!


Programmheft WS 1966/1967:

Die Geschichte. spielt zur Zeit der japanischen Bürgerkriege.
Taketoki ist General unter Kuniharu Tsuzuki, dem Herrn von Kumonosu-Jo, dem Schloß im Spinnennetz (oder Spinnenwald). Er befehligt die erste Festung. Zusammen mit Yoshiaki dem Kommandanten der zweiten Festung, schlägt er eine Revolte der nördlichen Festung gegen seinen Herrn nieder. Auf dem Rückweg zum Schloß verirren sie sich und begegnen einer alten Zauberin, die Taketoki prophezeit, daß er noch in derselben Nacht den nördlichen Herrensitz übernehmen und bald selbst Herr auf Kumonosu-Jo sein wird. Yoshiaki dagegen weissagt sie, daß er zum Kommandanten der ersten Festung aufrücken wird und sein Sohn eines Tages vielleicht Nachfolger Taketokis als Herr des Schloß sein kann. Als der erste Teil der Weissagung eintritt, benutzt Taketoki, aufgestachelt von seiner Frau, die nächste Gelegenheit, seinen Herrn zu ermorden. Odagura‚ ein treu ergebener General, beschützt den jungen Sohn und Erben seines ermordeten Herrn. Als er nach Kumonosu-Jo zurückkehrt, das von Yohiakis Leuten bewacht wird, findet er das Tor verschlossen. Taketoki aber verschafft sich mit der Totenbahre seines Herrn Einlaß und wird mit Hilfe Yoshiakis Herr des Schlosses. Da er selbst keinen Sohn hat, bestimmt er Yoshiakis Sohn zu seinem Erben. Als er jedoch erfährt, daß seine Frau ein Kind erwartet, versucht er Yoshiaki und seinen Sohn zu beseitigen. Yoshiaki wird ermordet, sein Sohn aber kann entkommen und verbündet sich mit dem rechtmäßigen Erben von Kumonosu-Jo. Doch Taketokis Kind kommt tot zur Welt, seine Frau wird wahnsinnig und aus der Nachbarprovinz dringen seine Feinde über die Grenze. Noch einmal sucht er die alte Zauberin auf, die ihm prophezeit, er sei unbesiegbar, solange nicht der Wald gegen sein Schloß marschiert. Mit diesem Spruch versucht er, seinen Offizieren Mut zu machen, die schon eine Schlacht nach der anderen verloren haben. Aber im Morgennebel sieht er das Unmögliche geschehen: langsam und drohend bewegt sich der Wald auf das Schloß zu. Von den Pfeilen seiner eigenen Leute durchbohrt stürzt er vom Turm des Schlosses...
Kurosawa hat bewußt auf den Text verzichtet. Nicht nur der Shakespeare-Wortlaut ist aufgegeben; die Funktion des Textes selbst wurde auf wenige notwendige Erläuterungen reduziert. Oft wird nur gekeucht, hört man nur Laute. Das Drama des Wortes wird ersetzt durch das Drama des Bildes. Die Atmosphäre des Ortes, die Begegnung mit den Geistern, der Ritt durch den Nebel und den Wald, die Zeremonie im Schloß — hier hat die Kamera und die Montage die ferne Vergangenheit wie auch den sich abzeichnenden Konflikt sichtbar gemacht. Die verbale ‚Erläuterung’ ist hinter der optischen Suggestion zurückgetreten. Und selbst der ‚Wahnsinnsmonolog’ der Lady Macbeth ist bei Kurosawa im Bild durch die Bewegung der Darstellerin umgesetzt worden...

Das äußere Geschehen hat Kurosawa im Stil seiner ‚Action-Filme’ realisiert: Rasante Kamerafahrten‚ eine kurze additive Montage und das Fehlen fast jeden Dialogs. Die Szenen in den Räumen der Festungen, das Gespräch wie die aufkeimenden Spannungen sind im Stil einer No-Inszenierung gefilmt; die Kamera bleibt starr, die Darsteller bewegen sich nicht, nur einer schreitet einen vorgeschriebenen Weg innerhalb des Bildrahmens ab. Besonders in der Mordszene wird das deutlich, in der sich das Geschehen für den Zuschauer wie auf einer Bühne abspielt, wo ein regelrechter Auftritt und Abgang der Darsteller erfolgt . . .