Die glorreichen Sieben

Dienstag, 10.2.1981 21:00 Helia
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Jedes Jahr zur selben Zeit werden die Bauern eines kleinen mexikanischen Dorfes von Calvera ("Hätte Gott nicht gewollt, daß sie geschoren werden, so hätte er sie nicht als Schafe erschaffen.") und seinen Schergen heimgesucht und um ihre ohnehin schon spärliche Ernte gebracht. Schließlich ringen sie sich dazu durch, Gunfighter im Kampf gegen Calvera (Eli Wallach) zu engagieren.

Chris (Yul Brynner) findet trotz der miesen Bezahlung auf Anhieb Gefallen an diesem Auftrag und sucht sich als Anführer seine Männer zusammen: den Hazardeur Vin (Steve McQueen), das Greenhorn Chico (Horst Buchholz), den mißtrauischen Harry, den Gentleman Lee, den Draufgänger Britt und den heimatlosen Bernardo (Charles Bronson).
Gemeinsam ziehen sie los, Calvera das Fürchten zu lehren.

Brilliant besetzt und packend inszeniert zieht mit John Sturges Die glorreichen Sieben die Einsamkeit des Antihelden, die Verwandtschaft von Held und Schurke und die Faszination am Amoralischen in den Western ein.

AH


Seminarbegleitheft WS 1980/1981:

Der Stoff des japanischen Films "Die sieben Samurai" (1953 - Regie Akiro Kurosawa) diente John Sturges zu dem Versuch, eine neue Formel für den großen Western zu finden. "Die glorreichen Sieben" verlegen die Handlung nach Mexiko, wo nicht Berufskrieger aus der Kaste der Samurai sondern Professionals der Gewalt, ein von Banditen bedrohtes Dorf verteidigen. Mit diesem Film entstand ein neuer Typus des Western-Helden, der kühle, professionelle Gunfighter, zwar mit eigenem Charakter und eigenen Motiven ausgestattet, besitzt er fast keine menschlichen Beziehungen zu seiner Umwelt. Es hat der Profi Einzug gehalten in den Western, ein Profi der kämpft und sein Leben riskiert für den Profit. Der Westerner ist zum Materialisten geworden, dem es nicht mehr um Recht und Gesetz sondern um Gewinn und Macht geht. Die Motive des Handelns haben sich ebenso radikal gewandelt; der Western hat sich somit auch hier der gesellschaftlichen Realität, dem “american way of life" angeschlossen. Darüber hinaus bewegt den neuen Westerner nur noch die Aktion und die Möglichkeit in bestehende Machtsysteme einzudringen und ein neues zu schaffen. In nachfolgenden Western, wie zum Beispiel "The Professionals" (Die gefürchteten Vier), wurde diese Figur weiter verdichtet zu einer Mischung aus Samurai, Rächer, KopfgeldJäger und Abenteurer. Mit ihm wurde die Modellfigur des später entstandenen Genres des Italowestern geschaffen, eines Kämpfers, der in einer Welt ohne Hoffnung auf Heimat existieren muß. Doch im Gegensatz zum Italo-Western konnte sich diese Figur im Western nicht halten und das Genre fand eine Erneuerung mit den gealterten Westernern in den sogenannten "Spät-Western". Wie auch bei dem Film "Die gefürchteten Vier" kommt der Erfolg der "Glorreichen Sieben" eindeutig durch seine Action und die Massierung von einem halben Dutzend Weltstars.