Freitag und Robinson

Donnerstag, 12.7.1984 21:00  ! Audimax
21:00 Freitag und Robinson

Programmheft SoSe 1984:

Wer kennt ihn nicht, Daniel Defoes Roman "Robinson Crusoe"? Allerdings wird dieser Film ganz anders erzählt, nämlich aus der Sicht des Freitag. Dieser erleidet mit einigen Gefährten Schiffbruch und kommt so auf Robinsons Insel. Dort verzehren sie die Ertrunkenen, wie ihr Glaube es ihnen vorschreibt. (Wir erinnern uns an die "Kannibalenepisode" aus der Romanvorlage.) Der Engländer Robinson beobachtet dieses, und mit der Entrüstung desjenigen, der sich für zivilisiert hält, schießt er die vermeintlichen Menschenfresser über den Haufen. Freitag überlebt und wird von Robinson aufgenommen und mit den "Segnungen der Zivilisation" vertraut gemacht. Und das heißt im Klartext: mit Verlogenheit, Ausbeuterei, Prüderie und Betrug, alles umhüllt mit dem Mäntelchen des Christentums.

Freitag erzählt die ganze Geschichte seinem Stamm, zu dem er mit Robinson gestoßen ist. Der Engländer bittet darum, bei dem Stamm leben zu dürfen. Die Versammlung soll darüber entscheiden und befragt daher Freitag, der den Weißen am besten kennt.

Der vielseitige Jack Gold hat hier eine ätzende Satire auf den Kolonialismus in Szene gesetzt. Die Engländer werden als geldgierige, verlogene, heimtückische Leute dargestellt, die obendrein noch meinen, ihre Eigenschaften seien höchst ehrenhafter Ausdruck der überlegenen Zivilisation, die sie auch ihren unzivilisierten "Untertanen" beibringen müssen, ob diese wollen oder nicht.