Jin-Roh

Original mit Untertiteln

Donnerstag, 9.6.2005 20:00 Audimax
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Wir befinden uns in einer alternativen Vergangenheit Japans, in der Deutschland den zweiten Weltkrieg gewonnen hat und seinen Verbündeten mit Lieferungen von Waffen und Ausrüstung unterstützt. Trotzdem kommt es in den 50er Jahren zu Versorgungsengpässen, sozialen Unruhen und Ausschreitungen, die, angefacht und immer besser organisiert durch eine Untergrundorganisation namens "Die Sekte", zunehmend gewalttätiger werden und die Polizei überfordern, so daß eine neben der Polizei und den Streitkräften dritte bewaffnete staatliche Organisation gegründet wird, deren Befugnisse speziell auf die Hauptstadt als Zentrum der Straßenschlachten begrenzt sind. Die speziell in Terrorbekämpfung ausgebildeten und bis an die Zähne bewaffneten Mitglieder der Hauptstadtpolizei führen ihre eigenen Operationen durch, sollen aber auch mit der weiter vor Ort befindlichen regulären Polizei zusammenarbeiten, was immer wieder zu Rivalitäten und Streitigkeiten um Kompetenzen und Befugnisse führt. Der interne Zwist nimmt noch zu, als durch die Erfolge der Hauptstadtpolizei die Lage langsam unter Kontrolle zu kommen scheint, was deren eigene Existenzberechtigung bedroht. Kazuki Fuse ist einer der gefürchteten, auch Kerberos (dreiköpfiger Höllenhund der griechischen Mythologie) Panzer Cops genannten und in der Bevölkerung nicht gerade beliebten Elite-Polizisten. Bei einem nächtlichen Einsatz in der Kanalisation stellt er eines der "Rotkäppchen" genannten von der "Sekte" als Bombenkuriere ausgeschickten Mädchen, das mit dem Rücken zur Wand stehend, in ihrer Verzweiflung den Auslöser zieht. Seine schwere Rüstung und ein Kamerad, der ihn gerade noch rechtzeitig zu Boden reißt, retten ihm zwar das Leben, aber die Erinnerungen an das angstverzerrte Gesicht des Mädchens lassen ihn nicht los und schmerzen mehr als der bandagierte Arm. Er bemerkt das erschütterte Vertrauen seiner Kameraden und muss auch in einer Untersuchung verantworten, warum er gezögert hatte, auf die Terroristin zu schießen. Vom Dienst suspendiert und wieder auf die Akademie zurückversetzt, stiehlt er sich verwirrt und ruhelos an ihr Grab und trifft dort ihre ältere Schwester. Während die beiden traumatisierten und verzagten zunächst ratlos vor den Gefühlen stehen, die sie füreinander entdecken, entspinnt sich im Hintergrund ein perfides Ränkespiel zwischen den rivalisierenden Polizeiabteilungen, in dem alle Seiten mit zynischer Berechnung und ohne Rücksicht auf Verluste versuchen, die zögernd und zärtlich Liebenden für sich zu nutzen. Auch wenn er seinem langjährigen Mitarbeiter und Freund Hiroyuki Okiura die Credits für die Regie überlassen hat, ist dem ganzen Film doch unverkennbar anzumerken, daß es weit über das Drehbuch hinaus ein Werk von Mamoru Oshii ist, dem wir übrigens nicht nur "Avalon" und "Ghost in the Shell" verdanken. Wie in seinem Klassiker geht es Oshii auch hier darum, was Menschlichkeit ausmacht und wo ihre Grenzen liegen. Nur zeigt er diesmal nicht welchen Unterschied es macht wenn Menschen kybernetische Bauteile implantiert werden, die sie immer mehr zu Cyborgs machen, bis sie sich selbst zu fragen beginnen, ob sie noch menschliches an sich haben oder überhaupt brauchen, sondern inwieweit ein einzelner unter bestimmten Umständen noch in der Lage sein kann, seine Individualität und Menschlichkeit zu behaupten oder durch Erziehung, Ausbildung und Manipulation in und durch ein Kollektiv instrumentalisiert und konformiert werden kann.

MS