Der Mondmann

Mittwoch, 15.3.2006 20:45  ! Programmkino Rex
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Anfang der 70er gelangt der von unkonventionellen Einfällen nur so sprühende Andy Kaufman von kleinen Bühnen in die Anfänge der legendären „Saturday night live“-Show und später in einer kultigen TV-Serie zu Ruhm und Erfolg, oder was üblicherweise dafür gehalten wird. Und das obwohl er von Anfang an das Publikum immer wieder gezielt aus der Fassung bringt, indem er auf alle Regeln des Showbiz und der Etikette spuckend, rücksichtslos provoziert oder mit bizarren Aktionen genüsslich die bequemen Erwartungshaltungen der Zuschauer wie der Produzenten unterläuft. Auch wenn damals schon die Meinungen über ihn geteilt sind, schafft er es mit seinem unglaublichen Einfallsreichtum, das Publikum immer wieder von neuem für sich zu interessieren und ist damit trotzdem nicht zufrieden.
Wie kommt es, daß ein und dieselbe Person so unterschiedliche Reaktionen hervorruft? Von Kollegen schon früh als Genie verehrt, stirbt Andy Kaufman vom Publikum geschmäht 1984 mit gerade mal 35 als Nichtraucher an Lungenkrebs und nicht wenige misstrauisch gewordene halten die Meldung auch nur für eine von Kaufmans makabren Inszenierungen.

„Eine Biographie, die sich nicht die Mühe macht, übermäßig zu dramatisieren, weil das Leben, das sie schildert, offenbar spannend genug war. Umso liebevoller und unterhaltsamer wurden die absurden Comedy-Nummern nachgestellt.“ (filmdienst)

Milos Forman, der wegen der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 aus der CSSR geflohene Regieanwalt brillianter unangepasster Aussenseiter (HAIR, AMADEUS, LARRY FLINT) kannte Kaufman und war begeistert von der Idee, sein Leben zu verfilmen, brauchte jedoch die Hilfe von Danny DeVito als Produzent, der mit Kaufman in der TV-Serie spielte, um das Projekt im immer noch misstrauischen Hollywood durchzuboxen, obwohl die Schauspielelite sich um die Rollen riss und Jim Carrey dafür fast sein Leben aufgibt.

„Der beste Jim Carrey aller Zeiten.“ (Cinema)

Wie bei der Person Kaufmans, beruhte auch die Ablehnung des Films auf dem Mißverständniss, daß es darum ginge, die Leute zu belustigen. Kaufman war eben kein Komiker, sondern jemand, den man heute Performancekünstler nennen würde, dem es nicht darum geht, um jeden Preis zu gefallen, sondern das Publikum wirklich zu erreichen, und für den Gleichgültigkeit schlimmer ist als Buhrufe.


„Ich habe in meinem Leben keinen einzigen Witz erzählt... Ich wünsche mir echte Reaktionen. Ich möchte, dass die Menschen von Herzen lachen, von Herzen traurig sind und von Herzen wütend.“ (Andy Kaufman)

„Andy machte sich zum Mittelpunkt, und der Rest der Welt war seine Pointe.“
(Robin Williams)

„Für mich war er immer ein Performer, dessen Kunst darin bestand, sich in dein Leben zu schleichen und dich dann an einer Art Experiment teilhaben zu lassen, das etwas Besonderes war und dich für kurze Zeit aus der Normalität entführte.“ (Danny DeVito)

„Wer ist verrückter? Derjenige, der kompromißlos mit den Konventionen bricht, oder die Gesellschaft, die ihn dafür verurteilt?“ (filmdienst)

„Man braucht diesen Sinn für Humor, um ein schmerzliches Leben zu ertragen.“
(Milos Forman)

„Immer wieder stellt der Regisseur und Autor die Frage, wie weit man ungestraft gehen kann und was danach passiert: wenn die Mechanismen der gesellschaftlichen Ordnung jedes Individuum in seiner Existenz bedrohen, das sich ihr widersetzt.“ (filmdienst)

„Er zeigt seine Stationen und Aktionen als eine Art Guerilla-Krieg nicht nur gegen die Regeln des Show-Business, sondern auch gegen das, was als unverrückbare Wirklichkeit angesehen wird, gegen die Welt, nicht wie sie ist, sondern wie sie mit einer gewissen autoritären Penetranz zu sein vorgibt.“ (epd film)

„All diese Eigenschaften, diese Wendungen machen Drehbuch und Regie absolut plausibel.“ (filmdienst)

MS