Das Biest muß sterben

Donnerstag, 20.5.1976 19:00  ! Audimax
19:00 Das Biest muß sterben

Programmheft SoSe 1976:

”Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh; wie dieses stirbt, so stirbt er auch.” Aus den ”Vier ernsten Gesängen” von Johannes Brahms. Leitmotiv des Films. Die Eingangssequenz, zugleich eine der schönsten Chabrol-Szenen, macht das System durchschaubar, das im verwendeten Prinzip an Chabrols großen Vorbild, Alfred Hitchcock, erinnert, dessen Perspektive aber nichts mit den kalkukierten (und nach dem einmal verstandenen Schema auch kalkulierbaren) Spannungseffekten des englischen Altmeisters zu tun hat. Auch hier Bilder einer idyllischen Landschaft, eines spielenden Kindes inmitten von Wasser und Sand. Auch hier der unerwartete Einbruch des Entsetzlichen in die scheinbar so unzerstörbare Ruhe: Auf dem Heimweg wird das Kind von einem rücksichtslosen Autofahrer überfahren. Doch nicht der Effekt ist wichtig. Er wird fast schon wieder aufgelöst in den langen Einstellungen, die keinen grellen Ton zulassen, die ruhig und leise bleiben. Der Tod vollzieht sich unsensationell zwischen Kirchenglocken und Vogelgesang. Erst der Schrei des hinzukommenden Vaters markiert den Vorgang, erst dieser Schrei artikuliert das Entsetzliche. An dieser Szene erweist sich schon Chabrols Methode, jede Aktion nicht um ihrer selbst willen zu inszenieren, sondern sie auf die Protagonisten zurück
zu projizieren. Die menschlichen Implikationen sind wichtig, nicht die Vorgänge selbst.

ARD

Ein neunjähriger Junge wird von einem Auto Überfahren und getötet; der Fahrer flüchtet und bleibt unentdeckt. Der zur Selbstjustiz entschlossene Vater des Jungen, ein verwitweter Schriftsteller, macht sich allein auf die Suche und findet den Mann, der sich als skrupelloser und brutaler Mensch erweist. Weniger ein Kriminalreißer als eine dramatische Beschreibung menschlicher Verhaltensweisen und Antriebe. Ästhetisch ausgesuchte Gestaltung, nicht ohne Härte in der Milieu— und Menschenzeichnung.

KFD