Die unschuldigen Zauberer

Mittwoch, 25.5.1966 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Die unschuldigen Zauberer

Programmheft SoSe 1966:

Andrzej Wajda, eines der Asse des jungen polnischen Films (»der Kanal«, »Asche und Diamant« u. a.)‚ blieb sich auch in dieser seiner fünften Arbeit im Hinblick auf den Duktus treu. Es ist wieder das Thema der Fragwürdigkeit menschlicher Situationen. War ihm aber meist der Krieg als Vorlage wichtig, so haben wir hier mehr die allgemeine Lage der »jungen Erwachsenen« seines Landes in der Gegenwart. Der — wenn auch eigentlich offene — optimistisch getönte Ausgang dieser zarten Liebesgeschichte ist freilich neu und steht in einem merkwürdigen Spannungsverhältnis zum (originellen) Titel, der wohl auf die »Verzauberung« des Alltags durch die Liebe zweier »Unschuldiger« hinweisen will.

Die beiden Hauptfiguren des Films sind Andrzej, ein junger Sportarzt und Amateur-Jazzmusiker, und Marta, ein Mädchen aus der Provinz. Die beiden lernen sich in einem Bóhème-Keller kennen. Als Marta ihren letzten Zug versäumt, nimmt sie Andrzej mit auf sein Zimmer. Scheinbar zum Scherz, immerfort sich hinter ironischen Wortspielen und sarkastischen Formulierungen verbergend, verabreden beide einen »Vertrag«‚ der ihre Beziehungen in dieser Nacht regeln soll. Dieses Übereinkommen jedoch, ebenso wie die heiklen Dolce-vita-Spiele, die die beiden anschließend beginnen, entspringen einer bloßen Attitüde, mit der sie ihre Unsicherheit maskieren wollen.
Wie erlöst fühlen sie sich, als sie endlich über einem gemeinsam verzehrten Rührei aus ihrer Verkrampfung herausfinden.

Formal ist der Film bestechend geraten und wie aus einem Guß. Die Hauptmerkmale des künstlerischen Wurfs: eine sensible Kamera, der moderne Schnitt und die äußerst sparsam eingesetzte Musik. Die beiden Hauptrollen werden durch bemerkenswerte Darsteller gestaltet — distanziert, kühl und doch nicht ohne innere Anziehungskraft, ja Charme.