Drei Töchter Evas

Mittwoch, 12.11.1958 18:45  ! Köhlersaal
18:45 Drei Töchter Evas

Programmheft WS 1958/1959:

Drei Töchter Evas, so heißt eine hauchzarte, frech-frivole und doch „moralische Filmkomödie”, die André Michel nach drei Novellen von Maupassant gedreht hat. Sie bildet, vom Drehbuch her betrachtet, eine Parallele zu Max Ophüls Film Pläsier. Andre Michel, bis zu diesem Streifen als Spielfilmregisseur völlig unbekannt, wählte mit den Novellen: „Zora”, „Coralia” und „Mouche” Stücke aus, die Extrempunkte weiblicher Gefühlsverfassungen beleuchten.

Zora und Coralia sind völlig gegensätzliche Typen, die in Mouche ihre personelle Einheit finden. Somit erhalten diese drei Liebesgeschichten, die ursprünglich von Maupassant getrennt geschrieben wurden, durch die Hand des Regisseurs eine über den Film hinausweisende Abrundung und Sinngebung. (Evangelischer Filmbeobachter)

Sehen wir uns den lnhalt der Stücke etwas genauer an, so erkennen wir bald, daß der „Drehbuchautor" Maupassant sich mit der Gesellschaft und der Gesellschaftsordnung des „fin de siécle” auseinandersetzt, nicht ohne jene leise Ironie, die wir schon von anderen Werken kennen.

Was diesen Film besonders auszeichnet, ist die Knappheit, in der er alles Wesentliche zeigt, die „pikante Pointierung” und die Tatsache, daß er die Lebensnähe des literarischen Vorwurfs wahrt. Daher ist es auch zu verstehen, daß alle Kritiker sich in der Ansicht einig waren, daß es André Michel besser noch als Ophüls gelungen sei, einen echten Maupassant auf die Leinwand zu bringen.

Hüten muß man sich vor dem Gedanken, das Frivole und Unmoralische, das der Film enthüllt, als Ausdruck einer Lebensauffassung zu betrachten. Nur wenn man die Distanz wahrt, wird man den wahren Gehalt dieses Filmes genießen können.