Der Herr im Haus bin ich

Mittwoch, 4.6.1958 18:45  ! Köhlersaal
18:45 Der Herr im Haus bin ich

Programmheft SoSe 1961:

Ein Kabinettstück englischen Humors; der alte Dickens hat Pate gestanden. So pralle und runde Gestalten wie Charles Laughton hat früher nur Emil Jannings auf die Leinwand gezaubert. Das fängt damit an, daß der moralisch leicht lädierte „Spätheimkehrer" aus dem Wirtshaus mit einem knallenden Rülpser die Tür des Schuhladens öffnet und im Anlauf mit der Grazie des Bezechten die Treppe zum ersten Stock nimmt. Er hat nichts zu lachen bei seinen drei Töchtern, deren älteste ihm seinen Rang als Herr im Haus ernstlich streitig macht und schließlich abringt. Da kann man die Flucht ins Wirtshaus schon ein wenig verstehen. Aber die resolute Maggie schafft es. Sie besiegt den Standesdünkel, heiratet den tüchtigen Schuhmachergesellen und erzwingt die Zustimmung zur Hochzeit auch der beiden jüngeren Schwestern. Der Alte gibt sich geschlagen und bescheidet sich polternd.

Der Witz, mit dem das alles gemacht ist, mit dem auch der Schustergeselle als unfreiwilliger Freier in die ungewohnte Rolle des Meisters hineinwächst, ist derb, aber nicht plump. Und wenn bei dem Alten der Alkohol mit im Spiel ist, dann stets so, daß darüber die unbeholfene, die hilflose Menschlichkeit nicht zu kurz kommt. Es sind Wahrheiten genug, die sozusagen im Vorbeigehen für den lachenden Zuschauer abfallen.

(Filmbeobachter)


 

Programmheft SoSe 1958:

Ganz anderer Art sind die Situationen, aus denen der Film Herr im Haus bin ich (4. Juni) seine Konfliktstoffe bezieht. Hier ist es der tägliche Kleinkrieg innerhalb der Familie, und zwar zwischen dem tyrannischen Witwer Hobson, der sich für den „Herrn im Haus" hält, und seinen drei Töchtern, deren älteste ihm ganz allmählich und durchaus nicht immer schonend beibringt, wer der wirkliche „Herr" im Hause ist. Doch er ergibt sich schließlich seinem Schicksal und—dem Suff. Dabei fallen zahlreiche selbstironische Seitenhiebe auf den englischen Konservativismus, auf das Spießertum und viele kleine menschliche Schwächen ab, dargestellt von hervorragenden Schauspielern, allen voran Charles Laughton. So wird aus diesem Film „Ein Kabinettstück englischen Humors; der alte Dickens hat Pate gestanden. So pralle und runde Gestalten wie Charles Laughton hat früher nur Emil Jannings auf die Leinwand gezaubert. Das fängt damit an, daß der moralisch leicht lädierte 'Spätheimkerer’ aus dem Wirtshaus mit einem knallenden Rülpser die Tür des Schuhladens öffnet und im Anlauf mit der Grazie des Bezechten die Treppe zum ersten Stock nimmt" (Evangelischer Filmbeobachter).