Wintersemester 1961/1962

KRIMINELLES, KOSTBARES UND — LIEBE

...enthäIt wohlabgewogen unser Winterprogramm und endet nach dem Motto „Wer zuletzt lacht, lacht am besten" — mit einer N. N.—SonderveranstaItung, für die wir, als Vorgeschmack auf Faschingfreuden, wieder eine besondere Überraschung bereithalten. Die Liebe nimmt dabei, wie kann es beim Film anders sein, den größten Raum ein. Sie ist Gegenstand eines filmkundlichen Seminars, des ersten dieser Art an unserer Hochschule, das wir in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Psychologie unter Leitung von Herrn Prof. Sacherl und mit Herrn Dr. Gerd Albrecht veranstalten, der an der Universität Bonn das Filmseminar leitet.

Das Seminar ist gebührenpflichtig und kann von Hörern aller Fakultäten und Gasthörern der TH belegt werden. Die Sitzungen finden, am 14. November beginnend, 14tägig dienstags von 20 bis 22 Uhr im Wilhelm-Köhler-Saal statt. Die Filmvorführungen finden wie immer mittwochs statt. Für die vier Beispielfilme (s. Terminkalender unter „Seminar l—IV”) wird ein Ersatzgeld in Höhe von 5,00 DM erhoben. Gegen Vorlage des Studienbuchs erhalten die Teilnehmer eine Seminarkarte, die zum Besuch der Filme und der Sitzungen berechtigt. Bei Filmveranstaltungen außerhalb des Seminars haben Inhaber der Seminarkarte die gleichen Vergünstigungen wie außerordentliche Mitglieder. Nicht besuchte Seminarfilme werden jedoch nicht auf andere Veranstaltungen angerechnet.

Zwei Nebenreihen sollen unser verehrtes Publikum zwischendurch ab und zu auf andere Gedanken bringen: Drei verschiedene Grundtypen des Kriminalfilms enthält die eine, filmische Kostbarkeiten — um eine bewährte Einrichtung beizubehalten — von Eisenstein, Pudowkin und Renoir die andere.

Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin" ist außerdem prominentes Beispiel für eine Vorlesung mit Kolloquium über „Tendenzfilme als meinungsbildender Faktor", die Prof. Kogon im Wintersemester hält. Die technische Durchführung der Filmvorführungen liegt dabei in unseren Händen. Über Einzelheiten unterrichtet der Aushang am schwarzen Brett des Lehrstuhls.

Ein Blick auf unser Vorprogramm (s. Terminkalender) zeigt wieder einmal mehr, daß Frankreich die führende Nation auf dem Gebiet des Kurzfilms ist und daß mancher Regisseur der „Neuen Welle" eine „bewegte Vergangenheit" als Kurzfilmregisseur hinter sich hat. Alain Resnais („Hiroshima, mon amour”)‚ Pierre Kast („Man kanns ja mal versuchen") und Georges Franju („Schrei gegen Mauern") ist diese Schule gut bekommen, und der deutsche Film könnte auch davon profitieren, wenn seine Regisseure erst einmal beim Kurzfilm fleißig Fingerübungen machen würden. Vielleicht würde der Kurzfilm dann auch hierzulande wieder ein Eigenleben führen und nicht mehr nur als lästiges aber steuernotwendiges „Kultur"-Futter geschluckt werden.
Viel Freude an unserem Programm und ein erfolgreiches Semester wünscht Ihnen wie immer

Ihr                                                               
STUDENTISCHER FILMKREIS THD